Museum für Völkerkunde
Vielen Leipziger*innen ist das große Gebäude am Wilhelm-Leuschner-Platz 10 als Sitz der Stadtbibliothek bekannt. Das Haus wurde ursprünglich für das seit 1869 bestehende Völkerkundemuseum gebaut und 1895 fertig gestellt. Die markante Fassade sollte bereits von außen das Programm des Museums aufzeigen: Einer ‘zivilisierten’ europäischen Kultur sollte die ‘Exotik’ und Andersartigkeit von außereuropäischen Kulturen gegenüberstellt werden. Während und auch nach der formalen Kolonialzeit erhielt und sammelte das Museum durch Kauf, Schenkungen oder Stiftungen zahlreiche Gegenstände aus Alltag, Kunst, Kultur und Religion der vielen verschiedenen Gemeinschaften und Völker, die in den Kolonien lebten. Nicht selten waren diese Gegenstände während Kriegszügen geraubt, von Missionaren konfisziert oder durch zwielichte Geschäfte entwendet worden. Die bloße Anzahl geraubter afrikanischer Kulturgüter geht in die Millionen und werden bis heute in europäischen Museen so auch in Leipzig aufbewahrt. Legitimiert wurde die Entwendung häufig mit einer vermeintlichen ‘Bewahrung’ der Gegenstände für die “undmündigen Kulturen”. Auch menschliche Gebeine wurden vielfach zu Zwecken der ‘Rasseforschung’ nach Europa und Leipzig gebracht. Bereits seit Jahrzehnten forden die heutigen postkolonialen Nationalstaaten in Afrika und Asien diese menschlichen Gebeine und ihr kulturelles Erbe zurück. Das Grassi-Museum für Völkerkunde in Leipzig (seit 1927 am Johannisplatz) hat vereinzelt menschliche Überreste und Gegenstände zurückgegeben, eine umfassende Restitution und Repatriierung steht aber noch aus.
Hinweis: Diese Station befindet sich noch in der Überarbeitung. Demnächst gibt es hierzu mehr.