Leipzig ist nicht Berlin oder Hamburg – auch nicht Dar es Salaam oder Windhoek. Dennoch findet man in der Stadt Spuren des deutschen Kolonialismus.
Es gab Ausstellungen, die den »kolonialen Gedanken« in der Bevölkerung fördern sollten. Der Zoodirektor richtete eine »Völkerwiese« ein und stellte dort Menschen aus. An der Universität und im Museum wurde über die neusten Erkenntnisse der Forschungsreisenden aus den »überseeischen Besitzungen« berichtet und in Leipziger Verlagen wurden sie veröffentlicht. Noch lange nachdem das Deutsche Kaiserreich seine Kolonien durch den Versailler Vertrag abgesprochen bekam, wurde auf der Leipziger Messe ein umfangreiches Angebot an Kolonial- und Tropentechnik vorgestellt.
Auf diesem virtuellen Stadtrundgang wollen wir die kolonialen Spuren in Leipzig sichtbar machen. Sich diese zu vergegenwärtigen ist unserer Ansicht nach unabdingbar, um den Zusammenhang zwischen kolonialer Geschichte und den aktuellen Debatten um Rassismus, globale Ungleichheit und den Umgang mit »Anderen« herauszustellen. Mehr noch sind wir der Ansicht, dass Rassismus nur nachhaltig bekämpft werden kann, wenn man sich die Verwebung und Verankerung kolonialer Denk- und Verhaltensmuster in heutigen rassistischen Strukturen und Gewaltverhältnissen klar macht.